Donnerstag, 17. August 2006

Ein Bund für's Leben

Ein Freund erzählte mir vor Kurzem über die bevorstehende Hochzeit seines Bruders mit dessen Verlobten. Besagter Bruder sei schwer verliebt und meine es sehr Ernst, wolle wirklich mit seiner Angebeteten den Bund für's Leben eingehen und mit ihr durch gute wie durch schlechte Zeiten gehen, bis dass der Tod sie scheidet.
Wie jeder normale und gesunde Träger eines y-Chromosoms wirft auch dieser Bruder beim Fortgehen das eine oder andere Auge auf den einen oder anderen kurzen Rock, den die eine oder andere gutaussehende Frau herumträgt. Nun, dieser Bruder tätigte unlängst folgende Aussage: "Boah, schau dir diese seile Gau an. Eigentlich sollt ich mir die nehmen. Die schaut besser aus als meine Alte - und die kann auch keinen größeren Poscher haben."


So leicht verlieben sich aber nicht alle Männer, die ich kenne.

Die einen schaffen es gar nicht mehr, sich zu verlieben - sei es aus Prinzip, als Resultat einer gescheiterten Beziehung, einer unerwiderten Liebe oder rein aufgrund der Lust, sich auszuleben.

Am Wochenende lernte ich auch einen Mann kennen, der trotz seiner 25 Jahre Lebenserfahrung immer noch das praktiziert, was ich "Hauptschul-Beziehungen" nenne: sich gegenseitig ablösende 3-Wochen-Beziehungen mit nahtlosem Übergang.

Eine andere Spezies verliebt sich ein Mal intesiv und unzerstörbar, geht mit der Partnerin durch dick und dünn und hält auch in den schwersten Zeiten zusammen, ohne bei den ersten Unstimmigkeiten - und das müssen noch nicht mal ernsthafte Probleme oder Streits sein - Schluss zu machen und sich eine Neue zu suchen.


Nun kann jeder für sich selbst die ideale Lebensform wählen, die am besten zu einem und der jeweiligen Lebenssituation passt. Möge man denken.
Fakt ist allerdings, dass in der Gesellschaft immer noch das Sink-or-Swim-Prinzip herrscht. Sofern man nicht rechtzeitig den Partner für's Leben findet, der merkwürdigerweise (durch einen genetischen Defekt oder die falsche Erziehung) doch kein kompletter Beziehungskrüppel und emotionaler Blindgänger ist, muss man sich der Gesellschaft anpassen, und diese ist am besten vergleichbar mit einem Single-Shop.


Der Single-Shop

Die ganze Gesellschaft ist ein riesiges Geschäft. Man kann entweder selbst losziehen und einen Schaufensterbummel machen um zu sehen, was es neues am Markt gibt, oder gleich versuchen, etwas Passendes zu finden; oder zumindest etwas, das nicht komplett zu groß oder zu klein ist.
Wenn man dann etwas gefunden hat, tritt die erste Freude und Befriedigung nach dem "Kauf" ein. Man probiert das, was man sich neu angeschafft hat, gleich aus und nimmt es überallhin mit.


Solbald dann allerdings die ersten Probleme auftreten und das Produkt nicht mehr wie gewünscht funktioniert, bleiben die verschiedensten Möglichkeiten.

Man kann selbst versuchen, den Schaden zu beheben. Dies erfordert natürlich einigen Aufwand an Zeit und Mühen und von einigen einfach zu viel Anstrengung. Da ist es schon um einiges einfacher, die andere Möglichkeit zu wählen:

Zurück in den Shop, und sich beschweren. Man bekommt dann oft ein Leihgerät, während das kaputte eingeschickt wird, oder kann es gegen ein anderes Produkt eintauschen. Oftmals bekommt man aber auch nur das Geld zurück und steht wieder alleine da.

Einige legen sich auch gleich ein zweites, meist baugleiches Produkt mit geringfügigen Abweichungen und anderen Features zu, um immer ein funktionierendes parat zu haben.


In dieser Fast-Fun-Gesellschaft sind Fast-Food-Beziehungen und Do-it-Yourself-Selbstbauregal-Liebschaften mittlerweile gang und gäbe. Eine Freundin war sehr schockiert als sie bemerkte, dass sie mit ihrem Leben als verliebte und treue Hälfte einer Langzeitbeziehung eigentlich heutzutage völlig abnormal ist. So können sich die Zeiten ändern, und was unsere Eltern vielleicht noch and Beziehungsspielchen praktizierten, ist nun, 30 Jahre später, bereits völlig unmodern.


Sofern man also nicht zufällig mit einem gezielten Glücksgriff ein Spitzenprodukt mit lebenslanger Garantie und eigener mitgelieferter Reparatur-Anleitung erwischt, muss man eben weitersuchen. Es ist wie bei Mobiltelefonen - die Lebensdauer wird schon von Haus aus auf 8 Monate festgelegt.

Sonntag, 13. August 2006

Mein Neuer

Die Eingeweihten unter euch wissen es schon. Und dem Rest ist das Funkeln in meinen Augen noch nicht entgangen. Aber ich möchte mein Glück jetzt mit dem Rest der Welt teilen.

Ich habe einen Neuen! Und noch nie hat mich jemand in so kurzer Zeit so glücklich gemacht. Namen möchte ich aber noch keine nennen, weil wir beide noch nicht wissen, wie das ausgehen wird und ob das von Bestand ist.
Ich weiß, ich weiß, den letzten hab ich erst vor einer Woche abgeschossen. Ja, ich war schon ein halbes Jahr verknallt, aber eine kurze und leidenschaftslose Beziehung hat mir die Augen geöffnet. Wie immer.

Aber dieser jetzt ist ganz anders. Er ist schlank, dunkel, sieht verdammt gut aus, ist für jeden Spaß zu haben und hat mich dabei noch nie im Stich gelassen... Wir haben schon ein wunderschönes Wochenende mit einander verbracht. Und er macht mich einfach nur glücklich. Auch meinen Freunden und meiner Familie ist das Leuchten in meinen Augen schon aufgefallen.

Nun gut, es ist sicher nicht für immer und ewig, aber die Zeit mit ihm genieße ich in vollen Zügen. Was soll ich sagen - ich bin verliebt... ;)

Dienstag, 8. August 2006

1000 Plätze...

Man stelle sich vor: es ist halb 5 Uhr Nachts. Es regnet seit 24 Stunden, und man sitzt in einem Feuerwehrauto und starrt auf einen karierten Zettel, um sich vom Schlafen abzuhalten (das eingeschaltete Blaulicht ist dafür eher nicht geeignet; außer man steht auf das darauffolgende Schwindelgefühl. Billiger Rausch.). Das einzige Geräusch ist das Plätschern des reißenden Flusses, der vor Kurzem noch als kleines Bächlein friedlich dahingetümpelt ist, durch die anhaltenden Regenfälle und das daraus resultierende Hochwasser allerdings zu einem reißenden Sturzbach mutiert ist, der schneller fließt als mein Geld durch meine Finger. Zusätzlich stelle man sich vor, man ist seit 22 Uhr des Vortages im Einsatz, und die Aussicht, um 8 Uhr wieder im Büro sitzen zu müssen, lässt einen nur bedingt jubeln; wenigstens sitzt man da im Trockenen und Warmen.

Was also tun, um die Zeit totzuschlagen?

Um sich zu demotivieren, hilft das Spiel: "1000 Plätze, an denen ich jetzt lieber wäre." Und in einer solchen Situation fallen einem wirklich genügend Plätze ein. Meine Favourites waren neben "Pediküre" auf Platz 86, "als Kellnerin in einem Schwulen-Strip-Club" und "Einkaufen mit meiner Mutter" auf Platz 996 eindeutig "Türsteher im Führerbunker", "Buchbesprechung des Hausfrauenvereins Gigritzpatschen", und vor allem: "in der Wüste" - irgendwann kann man einfach kein Wasser mehr sehen.
Auf Anregung eines Freundes wurde auch "Russland" in die Liste aufgenommen und verdrängte "ein rumänisches Bergwerk" von Platz 376.
"In der Firma" war ursprünglich noch auf Platz 94, musste aber heute um 8 Uhr tragischerweise auf Platz 994 abgestuft werden.
Platz 1 belegte natürlich - wie könnte es anders sein - "ein Bett". Und da man zu dieser Tageszeit und unter diesen Umständen noch weniger wählerisch ist als sonst, ist es egal, welches oder wessen Bett.

Es ist komischerweise viel schwieriger, 1000 Plätze zu finden, an denen man noch weniger gern sein würde. Unumstrittener Platz 1: "Wurzelbehandlung beim Zahnarzt", knapp gefolgt von der "Preisverleihung für die 500 schönsten Chinchillas Österreichs", und "auf Hochwassereinsatz im Pielachtal". "Im Bett mit meinem Ex" und "beim Brunner & Brunner-Konzert" lagen erstaunlicherweise gleich auf.

Diese Version des Spiels "1000 Plätze..." ist aber verständlicherweise viel motivierender und aufbauender. Man schließe die Augen, besuche in Gedanken diesen Ort, öffne die Augen wieder, und freue sich, um 4.30 Uhr nass und frierend in einem Feuerwehrauto ein kariertes Blatt Papier anzustarren, begleitet von Blaulicht und dem heimeligen Plätschern des Bächleins.

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