Donnerstag, 14. September 2006

Verdammt, wessen Sünden büße ich da eigentlich?!?

Ich alleine kann doch in einem Leben gar nicht so viel angestellt haben, dass ich das verdiene. Ich meine, ich bin prinzipiell ein guter Mensch - ich lüge nicht, ich betrüge nicht, ich habe noch nie im Zuge einer kindlich-dämlichen Mutprobe etwas gestohlen (was vielleicht einerseits daran liegt, dass ich keine Freunde habe, die auf soetwas Wert legen würden, andererseits daran, dass man mich bestimmt erwischen würde, weil man mir eine Straftat auf tausend Meter ansieht), ich quäle keine kleinen Tiere, ich hab noch nie einem Schlafenden den Kopf rasiert. Ich habe mir in letzter Zeit nichts zu Schulden kommen lassen. Womit also habe ich diese Strafe eigentlich verdient?!

Obwohl so ein Zahnarztbesuch ja auch etwas befreiendes hat. Wie, wenn man in einer unzufriedenstellenden Beziehung steckt, den endgültigen Schlussstrich aber immer wieder hinausschiebt, bis die Schmerzen einfach größer sind als die Angst. Das Schluss machen selbst tut weh, aber wenn man dann endlich raus ist, ist man glücklich und erleichtert.
Dazu muss ich sagen, dass das Schluss machen bzw. das Verlassen werden noch nie, nie, niemals so weh getan hat. Ich wurde aber auch noch nie so brutal behandelt...

Dass der jeweilige Gegenüber kein Mitleid hat, ist mir ja nicht neu. Aber meine Zahnärztin, die werte Frau Dr. M - möge sie in Frieden ruhen - hat ein Feingefühl wie eine Schlagbohrmaschine und das Taktgefühl eines Kleinkindes, das die Töpfe seiner Mutter mit einem Kochlöfel bearbeitet, schlagender Weise. Wie einer dieser Töpfe habe ich mich auch gefühlt.
Dabei habe ich schon meine ganze Willenskraft und Beherrschung aufgebracht, und war für meine Verhältnisse wirklich tapfer, von gelegentlichem Wimmern und Zucken einmal abgesehen. Und ich hatte ja schon immer Mitleid mit Zahnärzten - ist ja schließlich auch nicht das Gelbe vom Ei, jeden Tag in den verfaulten Zähnen völlig Fremder herumzurühren. Aber als ich dann keine Luft mehr bekam, wusste ich, was Gewaltfantasien sind. Ich hätte Dr. M wirklich beinahe niedergeschlagen, als ich verzweifelt nach Luft gerungen habe, im Mund mehr Besteck als in einer Großküche, und Dr. M mein beinahes Ableben mit den Worten quittierte: "Nein, du erstickst jetzt nicht, jetzt tu nicht so! Das bildest du dir nur ein!", woraufhin ich erwiderte: "Des was eh i!", was aber durch den Schlagbohrer, der lustig weitergrub, und den Sauger, der nicht saugte, klang wie "hech haa e i". Als mein Gesicht dann eine leichte Blau-Färbung einnahm, setzte Dr. M kurz ab, aber nicht wie ich dachte, um mir eine kurze Verschnaufpause zu gönnen sondern um mir einen Vortrag zu halten. "Und das sind dann die Patienten, die komatös werden! Durch ihre Hysterie machen sie sich die Probleme nur selber!" Die Erleichterung, die mich bei dem Gedanken an ein plötzliches Koma bei der Zahnbehandlung - die Hoffnung lebt! - überkam, ließ mich sogar kurzzeitig lachen.

Als Dr. M das Schlachtfeld in meinem Kopf von ihren Folterinstrumenten befreit hatte, legte ich dann los. Ich sagte ihr, wie unpädagogisch und wenig zielführend es wäre, mich während der Behandlung anzubrüllen und meinen ohnehin schon etwas zerrütteten Zustand mit Dingen wie Koma oder die Arbeitsbedingungen dieser notorischen Sadisten zu belasten. Sie möge doch bitte (gefälligst) mehr Einfühlungsvermögen und Verständnis für meinen Zustand haben. Woraufhin sie nur rief: "Aber ich kann so nicht arbeiten!", sich auf ihren Birkenstocks umdrehte, um gestochenen Stechschrittes Behandlungsraum Nummer 2 zu verlassen. Wer war da hysterisch...

Ich glaube, ich pfeif auf einen neuen Laptop, und leg mir besser etwas zu, das zeitlos, unglaublich praktisch und überlebenswichtig ist und außerdem sicherlich zu jeder Garderobe passt: eine Garnitur neue Zähne. Solche, die ich über Nacht im Nebenraum reinigen lassen und zur Wartung einfach dem Zahnarzt oder Keramiker meines Vertrauens schicken kann.

Sonntag, 27. August 2006

Stolz

Vor kurzem war der 1. Todestag meiner geliebten Oma. Sie fehlt mir. Und in diesem Jahr hab ich sehr viel an sie gedacht.

Und ich habe mich gefragt, ob sie eigentlich stolz auf mich ist. Aber unsere Oma war immer stolz auf uns Enkerl, solange wir das, was wir gern machen wollten, gut gemacht haben, und hat uns immer auf jede nur erdenkliche Weise unterstützt. Und im großen und ganzen kann ich sagen: ja, Oma ist bestimmt stolz auf mich.

Nur dann musste ich mich unweigerlich fragen: bin ICH eigentlich stolz auf mich? Ich hatte immer das Gefühl, dass mein Leben aus dem Ruder läuft und ich keinerlei Einfluss darauf habe und auf der Stelle trete. Also habe ich etwas getan...

Ich habe mein Leben in die Hand genommen.
Ich habe alles getan, wofür ich sonst einfach zu feig war oder zu wenig Ansporn, inneren und äußeren, hatte.


Ich habe eine neue Frisur, und ich sehe umwerfend damit aus.
Ich habe 8 Kilo abgenommen, unabsichtlich. Ich wiege jetzt weniger als zur Zeit meiner Matura, und ich fühle mich so sexy wie noch nie.
Ich habe alle meine Prüfungen positiv absolviert, die wichtigen sogar mit 1, und mein Studium läuft besser als ich es mir je erhofft hatte.
Ich habe mich um neue Jobs beworben, und nur um solche, die mir wirklich Spaß machen würden und meine Talente ausschöpfen und fördern. Und ich habe sogar schon einen Termin für ein Bewerbungsgespräch.
Ich war beim Zahnarzt und beim Hautarzt, und habe dort alle meine Sünden gebüßt.
Ich habe jemanden kennengelernt, der mein Herz höher, weiter und schneller schlagen lässt.
Ich habe den Kontakt zu meinen alten Freunden intensiviert und neue gefunden.
Ich habe mich intensiv mit dem Adobe Photoshop beschäftigt und ganz alleine Dinge herausgefunden, und kann jetzt Sachen, für die jemand sehr stolz auf mich wäre.
Ich habe einen (inneren) Frieden mit meinen Ex-Freunden geschlossen, und verstehe mich mit den meisten bestens.
Ich war noch nie so ausgeglichen und freundlich und glücklich und (deshalb) beliebt.
Und so nebenbei hab ich alle meine Verpflichtungen unter einen Hut gebracht und souverän alle Hürden genommen.
Und das alles hab ich wirklich gut gemacht. Ich bin stolz auf mich.

Und ich hoffe, meine Oma schaut jetzt auf mich herunter, und ist noch stolzer auf mich, weil ich das tu, was mich glücklich macht, und das mach ich wirklich gut.

Dienstag, 22. August 2006

Danke

Ich dachte wirklich nicht, dass ein Mann mich jemals wieder fast zum weinen bringen würde. Das dies Tränen der Rührung sein würden hätte ich ebensowenig für möglich gehalten, wie dass diese beinahe von gleich 7 Männern ausgelöst werden würden, noch dazu von Feuerwehrmännern.

Gestern wurde mir die größte Ehre zuteil, die ich mir vorstellen kann. Und ich bedanke mich herzlich für diese Ehrung und kann nur sagen: Burschen, ich bin stolz auf euch...

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