Das Standard-Thriller-Szenario sieht so aus: ein Böser will etwas Ungesetzliches/Unmoralisches/Gefährliches anstellen und tut es möglicherweise auch, und ein Guter verhindert dies oder führt den Bösewicht seiner gerechten Strafe zu. Zwischenzeitlich geht es auch noch ein klein wenig um Liebe, in Filmen, die erst ab 22.00 Uhr gezeigt werden, auch ein Bisschen um Sex. Aber am Ende siegt für gewöhnlich immer das Gute.

Dass dieses Szenario vollkommen welt- und realitätsfremd ist, ist jedem vernünftigen und halbwegs erwachsenen Menschen (hoffentlich) klar. Dennoch sympathisieren wir immer mit dem Guten, dem Helden, der die Welt oder zumindest einen Teil davon rettet, weil wir in unserem tiefsten Inneren trotz allem, was uns das Leben gelehrt hat, daran glauben, dass das Gute siegt.

Nun gibt es allerdings auch eine kleine Zahl an Filmen, bei deren Betrachtung unsere Sympathie dem Bösewicht gilt und wir mitfiebern und mithoffen dürfen, das dieser sein niederträchtiges Ziel erreicht. Wie zum Beispiel Ocean's Eleven. Natürlich ist es nicht nett, wenn man jemandem eine hübsche Summe Geld entwendet, aber wenn der charmante Dieb George Clooney heißt und sein pseudo-guter Gegenspieler Andy Garcia, dann sind die Fronten geklärt.

Vielleicht drücken wir unsere Daumen auch nur dem beliebteren Schauspieler. Willem Dafoe und Glenn Close werden nie glaubhaft die ehrliche Seite des Gesetzes darstellen können, wohingegen niemand einer Cameron Diaz oder einer Gwyneth Paltrow wirklich böse Intentionen unterstellen würde.

Nur bei einem Film war ich persönlich wirklich hin- und hergerissen. Inside Man - einfach grenzgenial und absolut empfehlenswert. Nur befindet man sich den ganzen Film über in einem inneren Zwiespalt: wem gönnt man letzendlich den finalen Sieg mehr: dem absolut göttlichen und zuckersüßen Denzel Washington oder dem sexy-gefährlichen Clive Owen?

Nun, ich selbst weiß es bis jetzt nicht. Ich kann nur so viel sagen: zum ersten Mal war ich mit dem Ende mehr als zufrieden.