Montag, 8. Januar 2007

Der Zahn der Zeit

Dieser Zahn. Er macht dich wahnsinnig, dieser Zahn. Wenn du nicht an ihn denkst, spürst du ihn zum Glück so gut wie nicht. Aber kaum nimmst du ihn genauer unter die Lupe oder beißt du auf etwas hartes, kaltes oder heißes, kreisen deine Gedanken und Gefühle unablässig um diesen einen Zahn, das vermaledeite Ding.
Dieses ständige Kribbeln und Ziehen, meist kaum spürbar, aber oft so penetrant, dass du ihn nur mehr los werden willst. Aber es ist doch dein Zahn. Und auch wenn er sich unangenehm bemerkbar macht, bist du doch froh zu fühlen, einen Zahn zu haben, auch wenn du ihn eigentlich nicht brauchst.

Die Symptome werden stärker, der Schmerz geht tiefer, und auch wenn du dieses Kribbeln genießt, ist auch deine Schmerzgrenze irgendwann erreicht, und du beschließt: weg damit. Radikalkur. Reißen. Kurz und - hoffentlich - schmerzlos.

Erleichterung. Der Zahn ist weg, und was bleibt, ist der leichte Schock: hab ich das jetzt wirklich getan?! Du glaubst, dich nicht mehr mit dem Ding, dass dir schlaflose Nächte und grüblerische Tage bereitet hat, auseinandersetzen zu müssen. ABER...

Sobald die Wirkung der wohltuenden Narkose nachlässt, wirst du dir des Fehlens deines Zahns schmerzlich bewusst. Und vermisst ihn plötzlich. Er war doch immer da, mehr oder weniger präsent, aber du wusstest immer, wo du ihn finden konntest, wenn du wieder dieses Kribbeln spüren wolltest.

Was bleibt, sind Phantomschmerzen - ein Kribbeln, dort, wo einst der Zahn war.

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